Ernährung erleben

Woher kommt der goldgelbe Farbton feinster Nudeln und wie gelangt man eigentlich an knackiges, regionales Biogemüse? Diese und viele weitere Fragen wurden den Jugendlichen am vergangen Samstag (16.07.2016) beim Studientag der KLJB beantwortet. Die Nudelfabrik „Altmühltaler Teigwaren“ und die Solidarische Landwirtschaft des Biobetriebs Karl Dollinger gewährten den KLJBlern und KLJBlerinnen einen Einblick in ihre Unternehmen

 

 

Wie entsteht eigentlich das Loch in der Penne?

Der Studientag führte die Jugendlichen nach Thalmassing - zuerst in die Nudelfabrik der Familie Schnell. Dort angekommen, bei strahlendem Sonnenschein, begrüßte die Chefin des Unternehmens, Caroline Schnell, die 14 Mann und Frauen starke Gruppe aus den Ortsgruppen Deining, Seubersdorf, Fünfstetten, Röttenbach, Meckenhausen und Laibstadt. Aus hygienischen Gründen mussten erst einmal alle eine blaue Kopfhaube, einen weißen knielangen Schutzmantel und blaue Plastik-Schuhüberzieher anlegen. Danach ging es zur Führung in die Betriebsräume: Es gibt die verschiedensten Nudelsorten und Nudelformen. Von Buchstaben über Knöpfchen bis hin zu Hörnchen und Fadennudeln ist alles möglich. Die Form der Nudeln entsteht mit sogenannten Matrizen, durch die der Teig mit Hochdruck gepresst wird. Ein rotierendes Messer schneidet die Nudel dann auf die gewünschte Größe. „Die schräg zugeschnittene Penne ist übrigens viel beliebter als die gerade“, erzählte Caroline Schnell. Woran das liegen könnte? Das bleibt wohl ein ungelüftetes Geheimnis.  

 

 

Nudel ist nicht gleich Nudel!

Weiter ging die Führung durch die moderne Produktionsanlage: Die Nudeln wippen über Förderbänder, gelangen in die CO²-neutrale Hackschnitzelheizung und rieseln dann, mengenmäßig kontrolliert in Behälter, um anschließend verpackt und mit Etiketten versehen zu werden. „Ressourcen zu schonen und nachwachsende Rohstoffe zu fördern, ist für uns selbstverständlich“, erklärte die Chefin der Nudelfabrik. Auch die hauseigene Eiaufschlagmaschine dient dazu, die Qualität der Teigwaren zu kontrollieren, denn Voll-Ei (eine industriell gewonnene Ei-Masse) kommt Familie Schnell nicht ins Haus. Im Gegensatz zur Pasta (bestehend nur aus Hartweizengrieß und Wasser) werden die Altmühltaler Teigwaren noch mit frischen Eiern aus artgerechter Boden- und Freilandhaltung hergestellt. Diese verleihen der Köstlichkeit den charakteristischen goldgelben Farbton. „Für unsere Teigwaren verwenden wir ausschließlich frische Eier der Güteklasse A. Diese werden zusammen mit dem besten Durum-Hartweizengrieß, aus gentechnikfreiem Anbau, Wasser und Salz weiterverarbeitet“, erklärte Caroline Schnell. In den Altmühltaler Teigwaren sind 29% Eier enthalten, umgerechnet sind das sechs Stück Eier auf ein Kilo Hartweizengrieß. Daher aufgepasst beim Nudelkauf: Wenn Angaben bezüglich der Eier-Stückzahl in der Zutatenliste fehlen, wurde für die Nudelherstellung ausschließlich Wasser, Hartweizengrieß und Salz verwendet. Diözesanvorsitzende Simone Grill ist von der Nudelfabrik begeistert: „Ich finde es toll, dass hier so auf die Qualität geachtet wird und man sich nicht durch die Produktionskosten beeinflussen lässt“.   

Einkaufen und Schlemmen

Bei einem anschließenden Bummel durch den Hofladen der Familie Schnell blieben für die KLJBler und KLJBlerinnen keine Wünsche offen. Neben den Teigwaren wurden auch weitere selbst hergestellte Produkte z.B. Eierlikör oder Nudelsoßen angeboten. Wer nun richtig Appetit auf die Eiernudeln bekommen hat, kann diese in diversen Einkaufsstätten wie Edeka und Rewe, sowie in Metzgereien, Bäckereien oder über Onlineshops, darunter auch Amazon, erwerben. Die zweite Station an diesem Studientag war der anschließende Besuch auf den Biolandhof Dollinger.

 

Gemüse fast wie selbstgemacht

Gemüse, Getreide, Milch, Brot, Eier, Fleisch und Käse aus der Region und dazu von einem Hof den man kennt und vertraut? Für knapp 100 Haushalte ist dieser Traum schon wahrgeworden. Denn sie beteiligen sich an der Produktion von gesunden und regionalen Nahrungsmitteln am Dollinger Biolandhof. Wie das funktioniert? Ganz einfach, mit dem Konzept der Solidarischen Landwirtschaft (SoLawi). Schon seit über 25 Jahren wirtschaftet der familiäre Betrieb auf 60 Hektar nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus. „Seit 2014 haben wir dann damit begonnen die Solidarische Landwirtschaft umzusetzen“, erklärte Karl Dollinger bei einem Rundgang über seinen Hof: „Am Anfang mussten wir uns erst einmal rantasten“. Nun, zwei Jahre später, gehen knapp 75% des Ertrags an die SoLawi. Unterstützt wird die Familie dabei von Minijobbern und Saisonarbeitern: „Wir hatten hier auch schon einmal eine Schülerin die sich ihr Urlaubsgeld verdient hat“, erinnerte sich Karl Dollinger. 

 

 

Das Konzept der SoLawi 

Und so funktioniert die Solidarische Landwirtschaft: Die Konsumenten (Ernteteiler) schließen sich mit einem Hof zusammen und garantieren ihm, verbindlich für ein Jahr, seine Produkte abzunehmen. Im Gegenzug erhalten sie eine Grundversorgung aus Obst, Gemüse, Brot, Fleisch und Milchprodukten. Somit finanziert die Gemeinschaft nicht die einzelnen Produkte, sondern die gesamte landwirtschaftliche Tätigkeit. Bei der jährlichen Ernteteilerversammlung wird das benötigte Budget der Höfe für das jeweilig kommende Anbaujahr besprochen und daraus entsteht der monatliche Mitgliedsbeitrag der Ernteteiler. „Zurzeit kostet ein Anteil ca. 83 Euro pro Monat“, erklärte Karl Dollinger, in diesem Betrag sind aber keine tierischen Produkte enthalten. Sabrina aus Meckenhausen hatte zuvor noch nie etwas von SoLawi gehört: „Aber ich finde es sehr spannend und vielleicht mache ich da jetzt auch mit“. Wöchentlich können die Mitglieder am Hof oder bei verschiedenen Depots (in Nürnberg, Ingolstadt, Neumarkt und Umgebung) ihre Kisten mit Gemüse abholen. „Wir fahren noch mit dem Auto und einem voll beladenen Anhänger zu den Depots. Wenn die SoLawi weiter so wächst, wird das wohl nicht mehr ausreichen“, erzählte der Landwirt Karl Dollinger. Was in der Kiste ist, entscheidet die Jahreszeit und die SoLawi selbst. Denn einmal im Jahr wird eine Umfrage gestartet, welche Produkte erwünscht sind. „Dieses Jahr wollten viele Erdbeeren und Himbeeren“, erinnerte sich Karl Dollinger. Wenn Beeren erwünscht sind, werden diese produziert und dann auch von den Mitgliedern abgenommen. Damit entfällt die Anpassung an die Marktsituation. Landwirte können nach eigenen Maßstäben anpflanzen, damit der Boden noch lange für die Lebensgrundlage sorgen kann. Gerade dies begeistert Michael aus der Ortsgruppe Seubersdorf: „Ich finde es toll, dass die nachhaltige Form der Landwirtschaft durch die SoLawi aufrechterhalten wird“.  

 

Anja Bozowicki